12. Mai 2025 – dpa
Wohngebiete mit günstigen Mieten sind oft soziale Brennpunkte. Seit zehn Jahren nehmen die Konflikte unter Bewohnern zu, sagen Wohnungsunternehmen in einer neuen Umfrage.
Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen beklagt eine Verschärfung sozialer Konflikte in vielen Wohngebieten. «Es mangelt vermehrt an Toleranz unter den Mietern. Gegenüber Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit wächst die Gleichgültigkeit», erklärte der Verband unter Berufung auf eine Kurzumfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. 75 Prozent der Unternehmen bejahten demnach die Frage, ob die Zahl der sozialen Konflikte unter der Bewohnerschaft in den vergangenen zehn Jahren gestiegen ist.
Der VNW kritisierte, dass immer mehr Kommunen bei staatlichen Hilfsmaßnahmen kürzten und die Lösung gesellschaftlicher Probleme auf die Vermieter abwälzten. Zugleich gehe die Bereitschaft zu nachbarschaftlicher Hilfe zurück. Es gebe weniger Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement.
Die Wohnungsunternehmen berichteten in der Umfrage von gestiegenen Herausforderungen, weil unterschiedliche Kulturen in den Quartieren zusammenleben, wie Verbandsdirektor Andreas Breitner sagte. In einigen Quartieren sei eine soziale Durchmischung kaum mehr möglich. «Weil kaum jemand umzieht, gibt es wenige Möglichkeiten, die Nachbarschaft zu stabilisieren», sagte Breitner. Er forderte mehr Ehrlichkeit im Umgang mit den Problemen, die mit der Zuwanderung einhergingen.
Erst in der vergangenen Woche hatte der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen eine Studie vorgestellt, nach der mehrere Hundert Wohnviertel in Deutschland von den sozialen Problemen überfordert sind. Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen vertritt nach eigenen Angaben 463 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften, darunter die Sage in Hamburg, die Wiro in Rostock und Kieler Wohnungsgesellschaft. Die Mitglieder des VNW verwalten 775.000 Wohnungen, in denen rund zwei Millionen Menschen leben. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt den Angaben zufolge bei 6,59 Euro pro Quadratmeter.