05. September 2025 – dpa
In den großen Städten in MV gibt es mehr Zahnärzte als gemessen an der Bevölkerung nötig sind. Auf dem Land jedoch fehlen Dentisten. Prognosen der Zahnärztekammer zufolge wird es dort noch schlimmer.
In Mecklenburg-Vorpommern fehlen Zahnärzte - aber nur auf dem Land. In den sechs größten Städten ist der Bedarf, gemessen an der Einwohnerzahl, mehr als gedeckt, wie aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Harry Glawe hervorgeht.
«In den ländlichen Regionen unseres Landes ist es teilweise jetzt bereits schwierig, einen neuen Zahnarzt zu finden, wenn der behandelnde Zahnarzt seine Praxis altersbedingt schließt», sagte Stefanie Tiede, Präsidentin der Zahnärztekammer MV, am Rande des Zahnärztetags in Rostock.
Es sei zu befürchten, dass infolge der entstehenden Lücken Patienten künftig häufiger den zahnärztlichen Notfalldienst aufsuchen. Vorsorglich habe die Zahnärztekammer zu Beginn des Jahres 2025 ihr Notfalldienstsystem reformiert.
Wie aus der Antwort auf die Parlamentsanfrage weiter hervorgeht, reicht der Versorgungsgrad in den größeren Städten von 104,7 Prozent in Neubrandenburg bis zu 139,8 Prozent in Wismar. Stichtag für die Erhebung war der 5. März 2025. In Stralsund lag der Versorgungsgrad den Angaben zufolge bei 108,1 Prozent, in Rostock bei 109,7 Prozent, in Greifswald bei 125 Prozent und in Schwerin bei 128,4 Prozent. Auch in den Vorjahren waren die Städte deutlich über 100 Prozent mit Zahnärztinnen und Zahnärzten versorgt. Allerdings nutzen oft auch Patienten aus dem Umland die Praxen in diesen Städten.
Im Rest des Landes ist die Lage anders. Keine der zwölf Planungsregionen von Bad Doberan bis Ostvorpommern erreicht auch nur annähernd die 100-Prozent-Marke. Am besten war die Versorgung zum Stichtag noch in der Region Uecker-Randow mit 93,1 Prozent, wobei dort seit Jahren ein Abwärtstrend zu beobachten war. Ende 2021 betrug der Versorgungsgrad dort noch 97,7 Prozent. Die Region Mecklenburg-Strelitz rutschte von 99 Prozent auf 80,5 Prozent ab.
Auf Platz zwei der noch am besten mit Zahnärzten versorgten ländlichen Regionen lag der Raum Parchim mit 90 Prozent. Am dünnsten sieht es in der Region Nordwestmecklenburg ohne Wismar mit 57,9 Prozent und im Raum Ludwigslust mit 71,2 Prozent aus. Die Insel Rügen kommt auf einen Versorgungsgrad von 75,8 Prozent.
Nach Angaben der Zahnärztekammer sind aktuell in Mecklenburg-Vorpommern 1.269 Zahnärztinnen und Zahnärzte aktiv, wobei Frauen mit 706 in der Überzahl sind. Das Durchschnittsalter liegt bei 48,7 Jahren. Gemäß einer Prognose der Kassenzahnärztlichen Vereinigung wird der Versorgungsgrad bis zum Jahr 2030 in Mecklenburg-Vorpommern bei gleichbleibenden Bedingungen in allen Planungsbereichen abnehmen. Für die Landkreise Nordvorpommern und Nordwestmecklenburg werde der Versorgungsgrad voraussichtlich auf 45 bis 48 Prozent sinken.
Nach Ansicht von Zahnärztekammer-Präsidentin Tiede wird die Bildung von interdisziplinären Netzwerken und die Bündelung von Kompetenzen eine immer größere Rolle spielen, um den Fachkräftemangel zu kompensieren. Dies gelte insbesondere auch in der Schmerzbehandlung. Das Thema Schmerz im Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich sei fachübergreifend und ganzheitlich zu verstehen.