05. September 2025 – dpa

Ehec-Ausbruch in MV

Zwei neue Ehec-Fälle - CDU für Polizei bei Suche nach Quelle

Es könnte ein erster Hinweis auf ein Abflauen des Ehec-Ausbruchs in MV sein: Es wurden nur zwei neue Fälle gemeldet. Doch es gibt Sorge angesichts des Schulbeginns nach den Sommerferien.

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Die Suche nach der Ursache für den Ehec-Ausbruch in MV geht weiter.

Nach dem starken Anstieg am Vortag ist die Zahl der Ehec-Infektionen in Mecklenburg-Vorpommern am Freitag nur noch leicht gewachsen. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock mitteilte, kamen zwei neue Fälle hinzu. Eine erkrankte Person komme aus dem Landkreis Rostock, die zweite stamme aus Bayern.

Damit erhöhte sich die Anzahl der seit Beginn des Ehec-Ausbruchs Mitte August registrierten Erkrankungen auf nun insgesamt 45. Die meisten der Betroffenen seien inzwischen wieder gesund, teilte das Amt mit.

Bei zwölf Patienten, meist Kindern, löste die Infektion das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) aus, das zu Blutgerinnungsstörungen und Funktionsstörungen der Nieren führen kann. Neue Fälle dieses schweren Krankheitsverlaufs kamen am Freitag nicht hinzu. 15 Betroffene seien zuletzt noch stationär behandelt worden, vor allem Kinder mit HUS.

Das Landesgesundheitsamt arbeitet nach eigenen Angaben weiterhin eng mit Ämtern anderer Bundesländer und dem Robert Koch Institut (RKI) zusammen, um die Infektionsquelle zu finden. Wie das RKI in seinem Epidemiologischen Bulletin mitteilte, ist die Ausbruchsursache weiterhin unklar. Aus bisherigen ausführlichen Befragungen von Erkrankten und deren Eltern hätten sich noch keine konkreten Hinweise ergeben, ob etwa ein Lebensmittel als Quelle infrage komme oder es andere Infektionsursachen gebe. Doch ist es nach Angaben des Landesgesundheitsamtes dem Nationalen Referenzzentrum (NRZ) in Wernigerode gelungen, den Ausbruchsstamm des Bakteriums zu identifizieren.

Nach Angaben von Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) könne die Identifizierung nun auch die Suche nach dem Auslöser erleichtern. «Wir wissen nun, dass der Ausbruchsstamm einem Subtyp namens O45:H2 angehört, der in Deutschland nur selten vorkommt.» Zwischen Januar 2015 und Juni 2025 habe das NRZ unter 10.633 analysierten Proben lediglich 13 Stämme dieser Variation gefunden. «Davon standen jedoch vier im Zusammenhang mit HUS-Erkrankungen, was auch zum Ausbruchsgeschehen in Mecklenburg-Vorpommern passt», erklärte Drese.

Der große Vorteil dieser genauen Identifizierung liege darin, dass künftig genau bestimmt werden könne, wie viele der bis zum Stichtag 5. September gemeldeten 45 Fälle tatsächlich mit dem Ausbruch in Verbindung stehen - und welche Fälle stattdessen dem jahrestypischen Auftreten von EHEC zuzuordnen sind. Auch für die Lebensmittelbehörden sei die Erkenntnis zum Ausbruchsstamm ein Zugewinn. «Wenn dort bei den weiterhin laufenden Beprobungen eine EHEC-Belastung auffällt, wie zuletzt zum Beispiel bei einem Wurstprodukt, kann künftig genauer abgeglichen werden, ob diese Quelle als Ursache für den Ausbruch in Frage kommt, oder nicht», sagte die Ministerin.

CDU-Landtags-Fraktionschef Daniel Peters forderte die Einbindung der Landespolizei bei der Suche nach den Infektionsquellen. «Es geht hier um Ermittlungsarbeit, Spurensuche und die Auswertung von Indizien, all das gehört zum täglichen Handwerkszeug der Polizei. Das Nebeneinander unterschiedlicher Behörden hat bislang keine schnelle Aufklärung gebracht», begründete der CDU-Politiker seine Forderung. Nach seiner Meinung hätte Innenminister Christian Pegel (SPD) längst die Initiative dazu ergreifen müssen.

Peters erneuerte zudem seinen Vorschlag an die Landesregierung, einen Krisenstab einzurichten, was die Koordinierung über Ressortgrenzen hinweg erleichtere. «Wenn wir es mit einem Ausbruchsgeschehen dieser Dimension zu tun haben, dürfen Zuständigkeiten nicht zum Hindernis werden», betonte er. Nach seiner Meinung birgt der bevorstehende Schulbeginn mit mehr Kontakten unter Kindern die Gefahr, dass sich die Infektionen weiter rasch ausbreiten. Noch konnten die Behörden die Ansteckungsquelle nicht finden. Ein Lebensmittel als Auslöser für den Ausbruch konnte nach Angaben des Landesgesundheitsamtes bislang nicht identifiziert werden.

Als Reaktion auf den fortwährenden Ehec-Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern befasst sich der Gesundheitsausschuss des Landtags in einer Sondersitzung mit dem Infektionsgeschehen. Die Abgeordneten haben von der Landesregierung für den kommenden Donnerstag einen Lagebericht dazu angefordert. Die Initiative für die außerplanmäßige Sitzung, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird, war von der oppositionellen CDU ausgegangen.

Ehec steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli - bestimmte krank machende Stämme eines Darmbakteriums, das vor allem bei Wiederkäuern vorkommt. Diese Mikroben produzieren sogenannte Shigatoxine - starke Zellgifte, die bei Menschen schwere Durchfallerkrankungen bis hin zu blutigen Durchfällen sowie HUS auslösen können. Kinder gelten als besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht vollständig ausgereift sind. Sie machen auch beim aktuellen Ausbruch den Großteil der Betroffenen aus.

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