10. Mai 2025 – dpa

Windkraft-Ausbau

MV-Minister Blank: Energiewende wirtschaftlich und sozial

Im Norden drehen sich besonders viele Windräder. Doch der regionale Nutzen der Ökostrom-Produktion ist nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Blank noch zu gering.

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In keinem anderen Bundesland ist der Anteil von Wind und Sonne an der Stromproduktion so hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern. Doch bleibt der Nutzen für die regionale Wirtschaft und die Bevölkerung noch hinter den Erwartungen. (Illustration) , Foto: Jens Büttner/dpa

Als Vorsitzender der Energieministerkonferenz in diesem Jahr sieht sich Mecklenburg-Vorpommerns Ressortchef Wolfgang Blank (parteilos) besonders in der Pflicht, den Ausbau der erneuerbaren Energien im Einklang mit den Menschen voranzubringen. «Wir wollen eine Energiewende, die funktioniert – wirtschaftlich, sozial und technisch tragfähig», sagte Blank in Schwerin. Auf der Energieministerkonferenz vom 21. bis 23. Mai 2025 in Rostock-Warnemünde gelte es, wichtige Weichen dafür zu stellen und dabei auch die neue Bundesregierung in die Pflicht zu nehmen, den rechtlichen Rahmen zu setzen. Zudem kündigte er mehrere Initiativen im Bundesrat zu dem Thema an.

Blank verwies darauf, dass Bewohner und Unternehmen in Regionen mit vielen Windparks wie im Norden Deutschlands unter besonders hohe Strompreisen litten. Dies trug in der Vergangenheit maßgeblich dazu bei, dass sich lokal oft massiver Widerstand gegen Windräder regte. Um die Akzeptanz zu verbessern, bedürfe es klarer Regeln, einer fairen Beteiligung und netzverträglicher Planungen, also eines koordinierten Ausbaus von Stromnetzen und Öko-Stromanlagen. «Die Menschen vor Ort müssen spürbar profitieren – durch Beteiligung, Wertschöpfung und bezahlbare Energiepreise», erklärte Blank.

Er warb dafür, nicht mehr nur vorrangig die Energieerzeugung zu fördern. Stromerzeuger, die bislang erheblich von den Gesetzesregeln profitierten, sollten auch an Infrastrukturkosten beteiligt werden, forderte Blank. Bislang zahlen vor allem Verbraucher über die im Norden besonders hohen Netzentgelte den kostenträchtigen Bau neuer Stromleitungen. Wichtig seien einheitliche Regeln beim Netzanschluss sowie die Integration von Energiespeichern. Der Nutzung von Ökostrom zur Gewinnung von Wasserstoff als Energieträger wird dabei eine bedeutende Rolle beigemessen. Damit könne auch vermieden werden, dass Windräder bei geringerem Strombedarf kostenpflichtig abgeriegelt werden müssen, erklärte Blank.

Für die Akzeptanz der Energiewende sei neben bezahlbaren Preisen ganz entscheidend, dass Wertschöpfung vor Ort stattfinde. «Die erneuerbaren Energien sind eine tragende Säule unserer Energieversorgung und bieten enorme Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern», zeigte sich Blank überzeugt. Um die im Land bislang schwach entwickelte Industrie zu beleben, wirbt die Landesregierung mit grünen Gewerbegebieten, in denen ausreichend Ökoenergie bereitstehe, für die Ansiedlung auch energieintensiver Unternehmen.

Wo der Strom erzeugt wird, solle er auch genutzt oder gespeichert werden. Das entlastet die Netze, senke Kosten und stärkt den ländlichen Raum, betonte Blank. Er verwies auf die Neufassung des Bürger- und Gemeindenbeteiligungsgesetzes, mit dessen Hilfe Kommunen und Bürger in MV künftig einfacher und stärker vom Betrieb der Wind- und Solaranlagen profitieren würden.

Zudem kündigte Blank eine Bundesratsinitiative zur Änderung des Baugesetzbuches an, um die Privilegierung von Windrädern im Außenbereich zu beschneiden. «Wir wollen Wildwuchs von Windenergieanlagen beenden und die Steuerungsfähigkeit der Regionalplanung sichern – das ist entscheidend für die Akzeptanz und einen geordneten Ausbau», begründete der Minister den Vorstoß. Vor allem in Westmecklenburg waren wegen ausstehender Vorgaben Windräder außerhalb bestehender Flächenplanungen errichtet worden, was in der Region auf Protest stößt.

Mecklenburg-Vorpommern nutzt seine territorialen und klimatischen Bedingungen immer besser für eine klimafreundliche Stromproduktion. Im Jahr 2024 trugen dazu nach Branchenangaben landesweit 2.165 Windräder und mehr als 61.700 Photovoltaikanlagen bei, Kleinstanlagen an Wohngebäuden mitgerechnet. Wie das Statistische Landesamt mitteilte, basiert die Stromerzeugung im Nordosten inzwischen zu über 80 Prozent auf erneuerbaren Energieträgern wie Wind und Sonne.

Laut Umweltbundesamt lag 2024 der Anteil bundesweit bei gut 54 Prozent. Im Vergleich der Bundesländer lag Mecklenburg-Vorpommern beim Ökostrom-Anteil nach Erhebungen des Bundesverbandes für Erneuerbare Energien an der Spitze, gefolgt von Schleswig-Holstein und Thüringen. In diesen Ländern gibt es allerdings auch kaum Gas- und Kohlekraftwerke.

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