24. Juni 2025 – dpa
Der Bundespräsident war mit dem Diplomatischen Korps für einen Tag in Mecklenburg-Vorpommern. Es gab ernste Themen und Töne, aber auch eine Art Liebeserklärung an MV.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat mit mehr als 130 Botschafterinnen und Botschaftern das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern besucht. Dabei spielten auch internationale Themen wie die Situation im Nahen und Mittleren Osten und der im dritten Jahr andauernde russische Angriffskrieg auf die Ukraine eine Rolle. Es seien alles andere als heitere Zeiten in der internationalen Politik, in denen die jährliche Diplomatenreise stattfinde, sagte Steinmeier.
Das Staatsoberhaupt appellierte, wie zuvor die Bundesregierung, eindringlich an den Iran, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Hoffnung sei, dass die nun vereinbarte Waffenruhe halte und eine politische Einigung gefunden werde, die eine atomare Bewaffnung des Iran dauerhaft und nachprüfbar ausschließe. «Ich weiß aus eigener Erfahrung: Eine Verhandlungslösung ist möglich – und sie ist vor allem um vieles besser als ein großer Krieg im Mittleren Osten, dessen Folgen unabsehbar wären.»
Steinmeier äußerte sich bei einem Mittagessen im Schloss Ulrichshusen (Kreis Mecklenburgische Seenplatte), das die Hauptspielstätte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ist. Ziel der seit 1996 ausgerichteten Reisen, die dieses Jahr nach MV führte, ist es, den ausländischen Diplomatinnen und Diplomaten Deutschland und die Vielfalt seiner Regionen zu präsentieren.
Mecklenburg-Vorpommern habe in den vergangenen 35 Jahren seit der Deutschen Einheit enorm viel geleistet. Im Nordosten seien große Veränderungen nicht nur erlebt, sondern auch gestaltet worden. «Dieses Land hat sich nicht neu erfunden, nein, es hat sich entfaltet. Und erzählt uns allen eine Geschichte des Gelingens», betonte Steinmeier. Das schöne deutsche Wort «Heimatliebe» gehe einem vielleicht nirgendwo so leicht von den Lippen wie in den weiten Landschaften von Mecklenburg-Vorpommern.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die die Diplomaten zum Essen nach Ulrichshusen eingeladen hatte, verwies auf die Naturschönheit des Bundeslandes mit seinen 2.000 Kilometern Ostseeküste und 2.000 Seen. «Wir haben drei Nationalparks von 16 in Deutschland, obwohl wir nicht das größte Bundesland sind, aber eben das schönste», befand die Schweriner Regierungschefin.
Sie erinnerte vor den Diplomaten auch an die friedliche Revolution von 1989, bei der sie 15 Jahre alt gewesen sei. Diese Revolution sei den Menschen in Ostdeutschland zu verdanken. «Aber dass die deutsche Einheit möglich war, das haben wir vor allem den Ländern zu verdanken, die auf das neue, friedliche und demokratische Deutschland vertraut haben.» Dabei habe Diplomatie eine große Rolle gespielt.
Der Doyen des Diplomatischen Korps, der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović, bedankte sich für die Einladung und die «sehr schöne Tradition», den Diplomaten die verschiedenen Länder und Regionen Deutschlands näherzubringen. Er verwies auf die großen Schwierigkeiten nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990. Die Arbeitslosenquote liege in MV über dem Bundesdurchschnitt. «Dennoch darf man zuversichtlich in die Zukunft schauen, auch wenn die Herausforderungen gerade auf politischem Gebiet und mit Blick auf die Parteien groß sind», so Eterović.
Die Diplomaten waren mit Bussen nach MV gereist, wo sie am Vormittag zunächst mit Steinmeier das Werk der Mecklenburger Metallguss GmbH in Waren an der Müritz besuchten. Das Unternehmen ist vor allem für die Fertigung großer Schiffspropeller bekannt, die einen Durchmesser von über elf Metern und ein Gewicht bis zu 160 Tonnen erreichen können. Die Gussteile werden mit großen Schleifmaschinen präzise auf Form geschliffen.
Zweite Station war Schloss Ulrichshusen. Das alte Familienschloss der von Maltzahns, das nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet worden war, brannte wenige Jahre vor dem Mauerfall ab. Helmuth von Maltzahn kaufte die Ruine in den 1990er Jahren und baute das Schloss wieder auf. Heute beherbergt es ein Hotel und ist eine der wichtigsten Spielstätten der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die wiederum eines der wichtigsten kulturellen Aushängeschilder des Bundeslandes sind.
Den Abschluss bildete am Abend ein Empfang auf dem Segelschulschiff der Deutschen Marine, der «Gorch Fock», im Ostseebad Warnemünde. Er sei froh, dass rund 70 Prozent der in Berlin akkreditierten Botschafter an der Diplomatenreise teilgenommen hätten, betonte Steinmeier. Das spreche dafür, die Reise auch im nächsten Jahr zu unternehmen.