Ist es okay, die MV Werften immer wieder mit Millionen zu retten?
Montagsfrage vom 10.01.22

Seit 2016 gehören die MV Werften zum asiatischen Genting-Konzern. Bis zur Corona-Pandemie schien dies ein wahrer Glücksfall für die Schiffbauer in Mecklenburg-Vorpommern zu sein. Die Mitarbeiterzahl hatte sich verdoppelt. Der Plan, an der Ostseeküste riesige Kreuzfahrtschiffe für den boomenden Markt in Asien zu bauen, schien aufzugehen. Doch seit Corona ist der Markt eingebrochen und auch dem Mutterkonzern Genting (Haupteigentümer ist ein malaysischer Milliardär) ist das Geld ausgegangen.
Jetzt benötigen die MV Werften weitere Millionen, um die „Global One“ zu Ende zu bauen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern will noch einmal 78 Millionen Euro geben - der Bund steht mit 600 Millionen Euro bereit, aber nur, wenn sich der Eigentümer der MV Werften auch mit 60 Millionen Euro beteiligt.
Wenn die jetzt gebrauchen Millionen-Hilfen nicht schnell kommen, droht in Kürze die Insolvenz der MV Werften. Die Löhne der Schiffbauer wurden am vergangenen Freitag, 07.01.22, vorerst nicht ausgezahlt.

Dem Schritt waren bisher erfolglose Verhandlungen von Bund und Land mit dem Eigentümer Genting Hongkong um die Rettung der angeschlagenen MV-Werften mit mehr als 1900 Arbeitsplätzen vorausgegangen. Die Beteiligten hatten sich gegenseitig für die stockenden Gespräche verantwortlich gemacht. Die Bundesregierung war dem Vernehmen nach zu einem Rettungspaket und weiteren Hilfen bereit, wollte bisher aber nicht von ihrer Forderung nach einem Eigenbeitrag des Eigentümers abrücken. Es fehle ein klares Bekenntnis der Eigentümer zu ihrer Werft, hieß es zuletzt.
Genting Hongkong hatte die Werften in Rostock, Wismar und Stralsund 2016 als Reaktion auf den damals boomenden Kreuzfahrt-Markt erworben, um dort für konzerneigene Reedereien Schiffe bauen zu lassen. Doch mit dem Einbruch der Branche infolge der Corona-Krise geriet der Mutterkonzern in Schwierigkeiten, die bis heute anhalten.


