Ist es okay, die MV Werften immer wieder mit Millionen zu retten?

Montagsfrage vom 10.01.22

MV-Werften Podcast

Ist es okay, die MV Werften immer wieder mit Millionen zu retten? Um die knapp 2.000 Arbeitsplätze auf den MV Werften in Wismar, Rostock und Stralsund sowie die Arbeitsplätze bei den vielen Zuliefern zu retten, haben Bund und Land bisher 900 Millionen Euro an Hilfen gezahlt. Damit sollen die Bauabschnitte für die im Dock liegende "Global One" finanziert werden. Das Kreuzfahrtschiff ist zu 75 Prozent fertig. Es ist für den asiatischen Markt bestimmt und hat Platz für fast 10.000 Passagiere. Das Schiff ist auch gleichzeitig die Sicherheit für die enormen Kredite von Bund und Land.
Seit 2016 gehören die MV Werften zum asiatischen Genting-Konzern. Bis zur Corona-Pandemie schien dies ein wahrer Glücksfall für die Schiffbauer in Mecklenburg-Vorpommern zu sein. Die Mitarbeiterzahl hatte sich verdoppelt. Der Plan, an der Ostseeküste riesige Kreuzfahrtschiffe für den boomenden Markt in Asien zu bauen, schien aufzugehen. Doch seit Corona ist der Markt eingebrochen und auch dem Mutterkonzern Genting (Haupteigentümer ist ein malaysischer Milliardär) ist das Geld ausgegangen.
Jetzt benötigen die MV Werften weitere Millionen, um die „Global One“ zu Ende zu bauen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern will noch einmal 78 Millionen Euro geben - der Bund steht mit 600 Millionen Euro bereit, aber nur, wenn sich der Eigentümer der MV Werften auch mit 60 Millionen Euro beteiligt.
Wenn die jetzt gebrauchen Millionen-Hilfen nicht schnell kommen, droht in Kürze die Insolvenz der MV Werften. Die Löhne der Schiffbauer wurden am vergangenen Freitag, 07.01.22, vorerst nicht ausgezahlt.

MV-Werften Podcast
10.01.2022
Die aktuelle Lage bei den MV Werften
Die Krise der MV Werften begann mit der Corona-Krise. Ein kurzer Überblick über die bisherigen Hilfspakete zur Rettung des Schiffsbauers.
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Vielen Dank, dass ihr wieder so zahlreich abgestimmt habt. Wir haben ein eindeutiges Ergebnis. 87 Prozent von euch sind gegen weitere Finanzspritzen für die MV-Werften. Nur 13 Prozent wünschen, dass die vielen Arbeitsplätze erhalten bleiben.

MV Werften haben Insolvenz angemeldet:
(Stand: 10.01.22/13 Uhr) Die MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern haben am Montag Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Schwerin bestätigte den Eingang des Antrags. MV Werften zogen damit die Konsequenzen aus der anhaltenden Finanzkrise, die seit Beginn der Corona-Pandemie das Unternehmen in eine Schieflage gebracht hat. Zunächst hatte auch Ostseewelle über die geplante Insolvenz berichtet.
Dem Schritt waren bisher erfolglose Verhandlungen von Bund und Land mit dem Eigentümer Genting Hongkong um die Rettung der angeschlagenen MV-Werften mit mehr als 1900 Arbeitsplätzen vorausgegangen. Die Beteiligten hatten sich gegenseitig für die stockenden Gespräche verantwortlich gemacht. Die Bundesregierung war dem Vernehmen nach zu einem Rettungspaket und weiteren Hilfen bereit, wollte bisher aber nicht von ihrer Forderung nach einem Eigenbeitrag des Eigentümers abrücken. Es fehle ein klares Bekenntnis der Eigentümer zu ihrer Werft, hieß es zuletzt.
Genting Hongkong hatte die Werften in Rostock, Wismar und Stralsund 2016 als Reaktion auf den damals boomenden Kreuzfahrt-Markt erworben, um dort für konzerneigene Reedereien Schiffe bauen zu lassen. Doch mit dem Einbruch der Branche infolge der Corona-Krise geriet der Mutterkonzern in Schwierigkeiten, die bis heute anhalten.

Genting Logo-genting com 800x800
10.01.2022
Der Eigentümer der MV Werften: Wer ist eigentlich "Genting"?
Nachrichtenredakteurin Ivonne Siegert-Machotzek klärt uns auf, was es mit dem Mutterkonzern der MV Werften auf sich hat.
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Foto: facebook.com/alexanderbadrow
10.01.2022
Zukunft der Werft in Stralsund
Oberbürgermeister Dr. Alexander Badrow (CDU) hat konkrete Pläne für die Werft. Die Hansestadt will das Betriebsgelände möglichst zeitnah kaufen und neue Gewerbebetriebe ansiedeln.
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Thomas Beyer Bürgermeister Wismar 800x800
Foto: thomas-beyer-wismar.de
10.01.2022
Zukunft der Werft in Wismar
Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) ist sehr besorgt, wenn er an die Zukunft denkt: Nicht nur die Jobs der Mitarbeiter sind gefährdet, auch die Halle der Werft kann nicht genutzt werden, solange ein unfertiges Schiff dort drin steht.
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