02. September 2025 – dpa
Einst war Sportmoderator Gerhard Delling ein bekanntes Gesicht im Fernsehen. Heute ist er in einem Prozess um Kindesentführung wegen Beihilfe angeklagt. Was sagt der 66-Jährige zu den Vorwürfen?
Im Hamburger Prozess um die Entführung der Block-Kinder aus der Obhut ihres Vaters in Dänemark hat sich Gerhard Delling zu der Anklage gegen ihn geäußert. Es habe nie in Rede gestanden, etwas Unrechtes zu tun oder gar Gewalt anzuwenden, betonte der frühere Sportmoderator und Lebensgefährte von Christina Block in seiner Erklärung vor dem Landgericht. «Ich hätte niemals gedacht, dass ich als absolut rechtstreuer Bürger jemals vor Gericht stehen würde.»
Christina Blocks damals zehnjähriger Sohn und die 13-jährige Tochter waren in der Silvesternacht 2023/24 in Süddänemark entführt worden. Die 52-Jährige, Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette «Block House», Eugen Block, soll laut Anklage die Entführung in Auftrag gegeben haben. Das hat die Unternehmerin in einer Erklärung vor Gericht bestritten.
Delling ist wegen Beihilfe angeklagt. Er soll das Zusammentreffen Blocks mit ihren beiden jüngsten Kindern am 1. Januar 2024 in Baden-Württemberg organisiert und ihre gemeinsame Rückkehr nach Hamburg koordiniert haben. Delling wird außerdem verdächtigt, gegenüber Kriminalbeamten falsche Angaben gemacht zu haben.
Er habe Christina Block Mut zugesprochen und versucht, ihre Lage zu verstehen, erklärte der Angeklagte weiter. Unzählige Menschen hätten seiner Lebensgefährtin gesagt, sie würden in einer solchen Lage jedes Mittel in die Hand nehmen, um ihre Kinder wiederzusehen. Die Mutter habe aber auf den beschwerlichen Weg der Gerichte gesetzt. Er habe sie beruhigt, getröstet und aufgebaut. Auf die konkreten Vorwürfe der Anklage ging er nicht ein und wollte auch keine Nachfragen beantworten.
Delling sagte, er habe Christina Block in der Corona-Zeit kennengelernt. Mit ihren vier Kindern habe er sich sehr gut verstanden. Eine Tochter habe ihn statt Gerhard «Gernhard» genannt, weil sie ihn so gern hatte.
Acht Monate habe er die Kinder erlebt, sechs davon intensiv. Er habe immer die Überzeugung vertreten, dass Kinder Vater und Mutter brauchen, sagte der 66-Jährige. Blocks zweitältester Tochter, die bis heute bei der Mutter lebt und unter der Trennung der Eltern leide, habe er gesagt, dass ihr Vater immer ihr Vater bleiben werde.
Die beiden jüngsten Kinder leben seit Ende August 2021 bei ihrem Vater Stephan Hensel (51) in Dänemark. Nach Ansicht der Hamburger Staatsanwaltschaft behielt er sie nach einem Wochenendbesuch widerrechtlich bei sich.
Delling betonte, Christina Block habe ein gutes Verhältnis zu ihren Kindern gehabt. «Sie hat sie schon gar nicht geschlagen oder auch nur aggressiv behandelt», sagte er zu den Vorwürfen, die von der Seite des Vaters erhoben worden waren. Die jüngste Tochter habe nicht einschlafen können, ohne dass ihr die Mutter noch etwas vorlas und mit ihr kuschelte. Gemeinsam hätten sie Spiele gespielt. In seinem beruflichen Leben und in Stiftungen habe er sich für ein faires Miteinander eingesetzt und sich gegen Gewalt positioniert. «Ich habe selbst drei wunderbare Töchter, die nie geschlagen wurden.»
Nach Delling verlas die Verteidigerin eines wegen Beihilfe mitangeklagten Sicherheitsunternehmers dessen Erklärung. Der 58 Jahre alte Deutsche schilderte darin, dass er keine Anzeichen hatte, dass jemand beauftragt worden sein könnte, die Kinder aus Dänemark zurückzuholen. Er habe Anfang Januar kurzfristig von Firmengründer Eugen Block den Auftrag bekommen, dessen Haus und das seiner Tochter vor Pressevertretern und unberechtigten Personen zu schützen. Er habe einen Einsatz seiner unbewaffneten Mitarbeiter organisiert. «Ein bewaffneter Einsatz war zu keinem Zeitpunkt Thema», betonte der Sicherheitsunternehmer.
Es äußerte sich zudem eine Verwandte von Christina Block, die ebenfalls wegen Beihilfe angeklagt ist. «Der Vorwurf ist nicht wahr», sagte die 49-Jährige. Sie sei bereit gewesen, die Kinder eine letzte kurze Strecke nach Hause zu fahren, weil sie wusste, dass die Mutter das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte. Sie habe die Kinder von Geburt an gekannt und immer Kontakt zur Familie von Christina Block gehabt. Mutter und Kinder hätten harmonisch zusammengelebt.
Am Abend des 1. Januar habe Delling sie angerufen und gefragt, ob sie die Kinder von einem Treffpunkt bei Hamburg abholen könne. Er selbst habe sie nicht abholen wollen, weil er vermutete, dass der Vater ihn bei den Kindern schlechtgemacht habe. Sie sollten aber auf ein vertrautes Gesicht treffen. Am 2. Januar habe Christina Block sie angerufen, ihr gesagt, dass die Kinder aus Dänemark geholt worden seien und sie nicht wisse, wer dahinterstecke.
Am Abend habe sie eine Wegbeschreibung zum Treffpunkt bekommen, diese aber nicht verstanden. Ihr Mann habe ihr den Weg über Whatsapp erklärt. «Und nur aus diesem Grund sitzt er neben mir auf der Anklagebank», sagte die Frau unter Tränen. Das tue ihr schrecklich leid. Ihr Ehemann wollte im Prozess vorerst keine Aussage machen.