15. August 2025 – dpa
In Zügen und Bahnhöfen kommt es häufig zu Aggressionen. Vor allem Schaffner und Sicherheitsmitarbeiter bekommen das zu spüren. Die Hamburger Hochbahn-Wache reagiert nun mit einem neuen Einsatzmittel.
Die Hamburger Hochbahn-Wache will künftig Bodycams einsetzen. Das Vorhaben wollen Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und der Geschäftsführer der Hochbahn-Wache, Normen Wiegand, am Montag vorstellen. Bei Landes- und Bundespolizei sind Beamte schon seit mehreren Jahren mit Kameras ausgerüstet. Bereits im Juni 2015 hatte die Davidwache an der Reeperbahn die ersten Schulterkameras im Rahmen eines Pilotprojekts bekommen. Im Sommer 2018 wurden erstmals auch Mitarbeiter der DB-Sicherheit in Hamburg mit den Geräten ausgestattet.
Bodycams dienen nach Angaben eines Sprechers der Hamburger Polizei der Dokumentation und Beweissicherung. In kritischen Situationen wirkten sie auch deeskalierend. Sie könnten potenzielle Gewalttäter von ihrem Handeln abhalten. Eine Bahnsprecherin bestätigt, dass eine Bodycam helfe, Aggressionen einzudämmen.
Die Kamera muss sichtbar sein und ihr Einsatz angekündigt werden. Während der Aufzeichnung leuchtet an der Kamera ein rotes Licht. Seit vergangenem Jahr ist der Hamburger Polizei auch ein sogenanntes Pre-Recording erlaubt. Das bedeutet, dass die Kamera bereits vor dem eigentlichen Einsatz das Geschehen aufzeichnet, es aber nicht speichert. Erst wenn der Beamte die Aufnahme manuell einschaltet, werden auch die 60 Sekunden davor festgehalten. Das Pre-Recording diene dazu, das Geschehen, das zur Auslösung der Aufnahme führte, vollständig zu dokumentieren, erklärte der Senat. Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte sieht diese Möglichkeit kritisch, zumal es möglich sei, mit den Kameras auch auf größere Entfernung Gespräche zu erfassen.
Die Deutsche Bahn stattete Mitarbeiter der DB-Sicherheit in Hamburg erstmals im Sommer 2018 mit den Geräten aus. Dabei ging es um Einsätze auf den S-Bahnhöfen in der Innenstadt sowie im Hauptbahnhof und den Bahnhöfen am Dammtor und in Altona. Inzwischen wurde der Einsatz auf ganz Deutschland ausgeweitet. Seit 2024 rüstet die DB Regio demnach auch ihr Zugpersonal bundesweit mit Kameras aus. Also nicht nur Sicherheitsmitarbeiter, sondern auch Kundenbetreuer (Schaffner) können sie nun auf freiwilliger Basis mitführen.
Respektlosigkeiten und Angriffe in Bahnhöfen und Zügen nehmen zu, erklärt die Bahnsprecherin. Bei Fahrkartenkontrollen und bei der Durchsetzung des Hausrechts sowie am Rande von Volksfesten, Großveranstaltungen und Fußballspielen komme es immer wieder zu verbalen und tätlichen Übergriffen. Die Deutsche Bahn zählte im vergangenen Jahr 3.324 versuchte und vollendete körperliche Übergriffe auf ihre Mitarbeiter. Das war ein Plus von knapp 6 Prozent im Vergleich zu 2023.
Die Deutsche Bahn verweist dazu auf eine Umfrage unter Bahnreisenden auf der Westfrankenbahn (Aschaffenburg/Bayern) und Kurhessenbahn (Kassel/Hessen). Demnach sagten mehr als die Hälfte der Befragten, dass der Einsatz der Bodycams ihr Sicherheitsgefühl erhöhe.
Mehrfach ist es in den vergangenen Jahren zu schweren Gewalttaten in Zügen und Bahnhöfen gekommen. Am 23. Mai hatte eine Frau auf einem Bahnsteig im Hamburger Hauptbahnhof wahllos um sich gestochen und 19 Menschen zum Teil schwer verletzt. Im Januar 2023 erstach ein staatenloser Palästinenser in einem Regionalzug in Brokstedt bei Neumünster zwei Menschen und verletzte vier weitere schwer.
Seit Ende 2024 gilt in Hamburger Bussen und Bahnen ein Waffenverbot. Am Hamburger Hauptbahnhof registrierte die Bundespolizei im vergangenen Halbjahr 296 Gewaltdelikte, sechs mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Eigentumsdelikte stieg demnach um gut 20 Prozent.