15. August 2025 – dpa

Stätte aus der Jungsteinzeit

Soldaten errichten versehentlich Stellung auf Grabhügel

An einem mehrere Tausend Jahre alten Grabhügel in Schleswig-Holstein finden sich Spuren einer illegalen Grabung. Archäologen machen sich auf die Spur. Und findet etwas völlig Unerwartetes.

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Archäologen haben in Schleswig-Holstein statt der vermuteten Raubgrabung eine Gefechtsstellung der Bundeswehr ausgegraben., Foto: Markus Scholz/dpa

Bundeswehr-Soldaten haben bei einer Übung in Schleswig-Holstein durch den Bau einer Stellung im Wald einen Grabhügel aus der Jungsteinzeit zum Teil zerstört. Archäologen hielten die vor kurzem entdeckten Spuren der Bundeswehr-Übung bei Ahrensbök zunächst für das Werk von Raubgräbern.

Doch bei der Dokumentation dieser vermeintlichen Raubgrabung stieß das Team um den Gebietsdezernenten Christoph Unglaub vom Archäologischen Landesamt auf zahlreiche, mitten auf dem Denkmal vergrabene Sandsäcke. Der Archäologe war erleichtert: «Bei Raubgräbern hätte ich das dumpfe Gefühl gehabt, dass die weitermachen», sagte er.

Die Bundeswehr räumte den Vorfall auf Anfrage bereits ein. «Die Bundeswehr nutz derartige Sandsäcke zum Bau von Gefechtsstellungen im Gelände zum Schutz der Truppe», sagte Fregattenkapitän Frank Martin, Sprecher der Bundeswehr in Schleswig-Holstein, der Deutschen Presse-Agentur. «Im konkreten Fall befand sich eine übende Truppe im Juni diesen Jahres im Raum Ahrensbök in der einsatzvorbereitenden Ausbildung, die auch den Bau von Gefechtsstellungen beinhaltetet.»

Das Landeskommando geht davon aus, dass die Soldaten auf dem Grabhügel aufgrund der Anhöhe im Gelände eine Stellung gebaut hatten. Davon zeugen senkrecht in den Boden getriebene Pflöcke und dicke Äste als Befestigung an den Seiten. «Das Denkmal ist teilzerstört», sagte Unglaub. Er geht nach dem Fund eines krakelierten Feuersteins von einem Grabhügel aus der Jungsteinzeit aus, 4.000 bis 5.000 Jahre alt. Diese Steine seien damals ins Feuer gelegt worden.

«Für die Soldatinnen und Soldaten war dieser Grabhügel aus unterschiedlichen Gründen leider nicht als historischer Grabhügel erkennbar», sagte Martin. Die Bundeswehr bedauere diesen Umstand sehr und lege viel Wert auf den Erhalt, die Pflege und den Schutz von derartigen historischen Orten. «Vor diesem Hintergrund werden wir unsere inneren Abläufe und Vorbereitungen für einsatzvorbereitende Übungen noch einmal nachhaltig betrachten, um künftig konkret den Schutz von historischen Grabhügeln zu gewährleisten.»

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