12. Oktober 2025 – dpa
Zuletzt häuften sich schwere Unfälle, weil Autofahrer beim Aussteigen nicht auf Radfahrer achteten. Der sogenannte «holländische Griff» soll helfen, solche Zusammenstöße zu vermeiden.
Nach dem tödlichen Unfall einer 41 Jahre alten Radfahrerin in der Hamburger Innenstadt fordern Experten mehr Sicherheit auf Radwegen. Sogenannte «Dooring-Unfälle», bei denen Radfahrer mit plötzlich geöffneten Autotüren kollidieren, nähmen zuletzt spürbar zu, sagt Dirk Lau, der Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Hamburg.
Die beiden jüngsten tödlichen Unfälle mit Radfahrerinnen in der Hansestadt seien auf «Dooring» zurückzuführen. Zuvor waren laut ADFC vor allem abbiegende Lastwagen Auslöser tödlicher Zusammenstöße. «Wir fordern, dass die Radwege deutlich von der Fahrbahn für Autos getrennt werden», sagt der ADFC-Sprecher. Auch eine stärkere Verkehrsberuhigung sei dringend nötig.
Lau fordert von Autofahrern, den sogenannten «holländischen Griff» zu beherzigen. Dabei wird die Tür mit der jeweils entfernteren Hand geöffnet – etwa die Fahrertür mit der rechten Hand. Durch diese Bewegung muss sich der Oberkörper drehen, wodurch der Blick automatisch über die Schulter fällt – mögliche Radfahrer werden so früher erkannt.
Die Methode wurde in den 1970er Jahren in den Niederlanden als Reaktion auf die hohe Zahl an schweren «Dooring»-Verkehrsunfällen eingeführt und ist seitdem gängige Praxis in unserem Nachbarland, wo sehr viele Menschen mit dem Rad fahren.
Auch Anika Meenken, die Sprecherin für Radverkehr beim Verkehrsclub Deutschland (VCD), ruft Autofahrer dazu auf, beim Aussteigen den «holländischen Griff» zu beachten, um solche schrecklichen Unfälle zu vermeiden. Jeder fünfte Fahrradunfall stehe im Zusammenhang mit stehenden oder geparkten Autos.
«Wenn wir das Ziel Vision Zero - keine Getöteten oder Verletzten im Straßenverkehr - ernst nehmen, bauen wir eine Infrastruktur, die Fehler verzeiht», sagt Meenken. Das bedeute, sichere und geschützte Radwege müssten mit einem Abstand von etwa einem Meter zu Parkstreifen für Autos gebaut werden. «Da müssen wir mehr tun», sagt die VCD-Expertin.
Radfahrerinnen und Radfahrer sollten beim Vorbeifahren an parkenden oder stehenden Autos, wenn möglich, mindestens einen Meter Abstand halten, rät Meenken. Oft sind Fahrradwege dafür aber zu schmal.
Für Sonntag um 14 Uhr hat der ADFC Hamburg zu einer Mahnwache zum Gedenken an die Radfahrerin an dem Ort aufgerufen, an dem der Unfall passierte, an dessen Folgen die Radfahrerin später im Krankenhaus gestorben ist. Die Straße «An der Verbindungsbahn» nahe dem Hamburger Fernsehturm wird dafür zu diesem Zeitpunkt gesperrt und von der Polizei abgesichert, erklärt ADFC-Sprecher.
Lau rechnet mit zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Mahnwache. «Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freundinnen und Freunden der Verstorbenen», schreibt der ADFC in seinem Aufruf.