09. Mai 2025 – dpa

Abschuss von Wölfen

Backhaus begrüßt Entscheidung für leichteren Wolfs-Abschuss

Seit gut 30 Jahren breitet sich der einst ausgerottete Wolf in Deutschland wieder aus. Zur Freude von Naturschützern, zum Leidwesen von Tierhaltern. Der strenge Schutz soll nun gelockert werden.

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In Mecklenburg-Vorpommern leben immer mehr Wölfe. (Archivbild), Foto: Christian Charisius/dpa

Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus befürwortet die Entscheidung des EU-Parlaments, dass Wölfe in den Ländern der Europäischen Union künftig leichter abgeschossen werden können. Für die bevorstehende Konferenz der Länder-Umweltminister kündigte er einen eigenen Antrag an, mit dem die Bundesregierung aufgefordert werde, die europäischen Entscheidungen so schnell wie möglich in deutsches Recht zu übertragen. «Es ist längst an der Zeit, dass wir zu einem gerichtsfesten Verfahren kommen, um auffällige Wölfe entnehmen zu können», begründete der SPD-Politiker seinen Vorstoß.

Backhaus selbst sieht sich strafrechtlichen Ermittlungen ausgesetzt, weil er für den Abschuss einer Wölfin 2020 mitverantwortlich gemacht wird, die sich zuvor mit einem Hofhund gepaart haben soll. Als Grund hatte er seinerzeit angegeben, eine dem Artenschutz zuwiderlaufende Hybridisierung verhindern zu wollen. Die Staatsanwaltschaft Rostock sieht darin einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz und plant, Anklage gegen Backhaus zu erheben.

Eine Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments in Straßburg hatte im Eilverfahren dafür gestimmt, den Status der Wölfe von «streng geschützt» auf «geschützt» abzusenken. Die Maßnahme muss noch von den EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden, das gilt als wahrscheinlich. Viele Länder wollen Wölfe vermehrt abschießen, um damit Weidetiere zu schützen.

Die Ausbreitung der rechtlich bislang streng geschützten Wölfe auch in Deutschland führt zunehmend zu Konflikten mit Nutztierhaltern. Insbesondere Schafe und Ziegen, aber auch Kälber oder Fohlen fallen dem Wolf immer wieder zum Opfer. Im Vorjahr gab es laut Backhaus in MV 77 Fälle sogenannter Wolfsrisse. Dabei seien 309 Tiere getötet und 44 verletzt worden. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2007 wurden beim Wolfsmonitoring etwa 460 solcher Fälle mit rund 1.700 toten und 500 verletzten Nutztieren registriert.

Für das laufende Jahr würden Bund und Land rund 1,25 Millionen Euro zur Verfügung stellen für die Kompensation von Tierverlusten und für Schutzmaßnahmen gegen Übergriffe. Die Mittel seien freigegeben und die Tierhalter würden ihre Anträge, wenn sie vollständig seien, zügig bewilligt bekommen, versicherte Backhaus.

Landwirte fordern seit langem bestandsregulierende Maßnahmen. Nach bisherigen Kriterien können Wölfe nur dann geschossen werden, wenn sie mehrfach Nutztiere wie Schafe oder Ziegen gerissen haben und sich erneut bis auf 1.000 Meter an die Koppel der angegriffenen Herde annähern.

Laut Backhaus leben in MV inzwischen mindestens 19 Wolfsrudel, 10 Paare und 2 Einzeltiere. Befürworter einer wirksameren Bestandsregulierung gehen von höheren Zahlen aus. Das Bundesamt für Naturschutz gab unter Hinweis auf das Wolfsmonitoring 2022/2023 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1.330 an. Registriert wurden 184 Rudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) steht dem Vorhaben, den Schutz des Wolfes grundsätzlich abzusenken, kritisch gegenüber. Für ein konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und Wolf brauche es vor allem funktionierende Regelungen zum Schutz der Weidetiere, hieß es.

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