15. November 2025 – dpa
Tiere können dafür sorgen, dass Hiddensees Heide besser mit Trockenheit klarkommt – das ist ein Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen auf der Insel. Teils wurde Heide für die Analysen überdacht.
Die Dünenheide gehört zur Insel Hiddensee, wie etwa der Leuchtturm Dornbusch. Doch wie verträgt sie Trockenperioden, auch wenn diese sich häufen? Dieser Frage sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Greifswald im Rahmen eines weltweiten Dürre-Experiments nachgegangen. Ein Ergebnis: Wird die Heide gepflegt, also etwa durch Tiere beweidet, übersteht sie Trockenheit besser.
«Die Trockenheit reduziert die Vitalität der Pflanzen. Wenn aber mehrere Trockenphasen hintereinander auftreten, wird der Schaden nicht nur addiert, sondern wird noch viel stärker», beschreibt Pflanzenökologe Jürgen Kreyling ein weiteres Ergebnis. Entscheidend ist demnach nicht nur die Intensität eines einzelnen Trockenjahres, sondern die Wiederholung über mehrere Jahre, die den Stress für die Pflanzen deutlich erhöht.
Das Wissenschaftsteam hielt mittels Dachkonstruktionen Niederschlag von Heideflächen ab, um extreme Trockenheit zu simulieren. Außerdem verglichen die Forscher und Forscherinnen eine jüngere, regelmäßig gepflegte Heide-Fläche und eine ältere, längere Zeit unbewirtschaftete Fläche. Letztere vertrug Trockenheit den Angaben zufolge deutlich schlechter.
«Zu Naturschutzzwecken wird die Dünenheide auf Hiddensee mit Schafen und Ziegen durch einen Wanderschäfer beweidet», erklärte Kreyling. Das teilweise Abfressen sorge unter anderem dafür, dass die Heide nicht überaltert und neue Pflanzen keimen können. Die derartig gepflegte Heide kommt laut den Ergebnissen auch besser mit Trockenheit zurecht. Auf Hiddensee hat Kreyling eigener Aussage zufolge erstmals 2018 deutliche Schäden infolge von Trockenheit gesehen.
Auf Hiddensee wie in anderen Heidegebieten werden Naturschutzmaßnahmen laut Uni Greifswald an die Ergebnisse der Klimaforschung angepasst. Kreyling empfiehlt etwa, das sogenannte «Plaggen» lieber klein-, statt großflächig zu betreiben. Dabei werden alle bestehenden Pflanzen mit etwas Boden weggenommen, damit für das Heidekraut beste Wuchsbedingungen entstehen. Eine Dürre im Anschluss könnte allerdings die Regeneration aus Samen behindern.
Die Ergebnisse flossen in eine internationale Studie ein, die im Fachmagazin Science publiziert wurde und an der auch weitere deutsche Einrichtungen beteiligt waren. Weltweit wurde laut Uni Greifswald in verschiedenen Ökosystemen mit Regenausschlussdächern Niederschlag gezielt reduziert, um die Auswirkungen extremer Trockenperioden zu simulieren. Auch die Befunde aus anderen Weltregionen zeigten demnach, dass wiederholte Dürrejahre zu überproportionalen Verlusten an Pflanzenmasse führten, selbst in scheinbar robusten Ökosystemen.