05. August 2025 – dpa

Internet im Zug

Gigabit-Empfang im Zug - Testfahrten gehen in nächste Phase

Sehr schnelles Internet ist auf Zugfahrten eher die Ausnahme. Damit sich das ändert, soll im Nordosten nun wieder ein fahrendes Labor rollen. Doch nicht nur auf der dortigen Teststrecke tut sich was.

Mit einem zum Laborfahrzeug umgerüsteten ICE und einer neu ausgerüsteten Strecke testet die Deutsche Bahn im südlichen Mecklenburg bessere Mobilfunk-Internetverbindungen. Die Messfahrten zwischen Karow und Malchow haben begonnen, nachdem die 13 Masten entlang der Strecke nach Angaben der Bahn mit neuen Antennen ausgerüstet wurden.

Erstmals nutzten die vier deutschen Mobilfunkanbieter gemeinsam die Technik für ihre Tests, sagte ein Bahnsprecher. Mit dem Projekt sollen Gigabit-Verbindungen möglich sein - also Verbindungen mit Downloadraten von 1.000 Megabit pro Sekunde (1 Gigabit). Gefunkt wird dazu entlang der Teststrecke vorrangig im Frequenzbereich von 3,6 Gigahertz im Standard 5G. Bisher spielt 5G in dem hohen Frequenzband bei der Bahnstrecken-Versorgung nur eine Nebenrolle, weil die Reichweite der Antennen nur circa einen Kilometer beträgt.

Als erste reguläre Bahnstrecke erhält auch die Strecke Hamburg-Berlin im Rahmen der aktuellen Generalsanierung gleisnahe Masten. Dabei geht es erst einmal um den neuen Standard FRMCS, über den die Bahn künftig kommunizieren wird. Die Masten sollen aber auch Netzbetreiber nutzen können, um Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten im Zug anbieten zu können.

Auf der Teststrecke zwischen Karow und Malchow werden laut einem Bahnsprecher erstmals 3,6-Gigahertz-Frequenzen mit geringerer Reichweite und niedrigere Frequenzen mit größerer Reichweite kombiniert. Dadurch solle getestet werden, wie in Randbereichen die Verbindung aufrechterhalten werden kann.

Auch Schnellfahrten mit bis zu 140 Kilometer pro Stunde seien wieder geplant. Bei dem Laborzug handelt es sich um einen ausrangierten ICE, der dieselelektrisch fährt, um auf der Teststrecke ohne Oberleitung auszukommen. Für die Tests sind laut Bahn einige Scheiben extra durchlässig für Mobilfunk, teils seien die konventionellen Scheiben verbaut. Der Zug habe das gängige ICE-Wlan an Bord. Zudem habe der Zug auf dem Dach Vorrichtungen zur Montage von Antennen. Es könne verglichen werden, was außen empfangen werde und was im Inneren.

«Erstmals testen wir Mobilfunktechnik, die gezielt für Bahnstrecken entwickelt wurde und allen Netzbetreibern offensteht – ein Novum in Deutschland», betonte Mallik Rao, Vorstandsmitglied bei o2 Telefónica. «Wenn sich die Technik bewährt, können Tests auf der Innovationsstrecke Hamburg–Berlin in den Fokus rücken. Dafür braucht es ein tragfähiges Finanzierungskonzept zwischen Bahn, Politik und Telekommunikationsunternehmen.»

Auch die Telekommunikationsunternehmen 1&1, Telekom und Vodafone sowie der Netzwerkausrüster Ericsson und das Infrastrukturunternehmen Vantage Towers sind unter anderem beteiligt. Das Projekt mit dem Namen «Gigabit Innovation Track XT» (GINT XT) war voriges Jahr mit ersten Messfahrten gestartet und ist den Angaben zufolge vorerst bis Ende 2025 angelegt.

News zum Nachhören

Polizeimeldungen

Weitere Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Nachrichten aus Hamburg & Schleswig-Holstein

undefined
Live-Stream
Audiothek