27. Juni 2025 – dpa

Fußball-Bundesliga

FC St. Pauli legt Dokumentation zu Texter der Kult-Hymne vor

Wegen der NS-Vergangenheit des Texters verzichtet der FC St. Pauli seit Februar auf das Lied «Das Herz von St. Pauli». Jetzt liegt das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung vor.

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Die Stadion-Hymne wird weiter überprüft. , Foto: Christian Charisius/dpa

Fußball-Bundesligist FC St. Pauli hat eine Dokumentation zum Texter der Stadionhymne «Das Herz von St. Pauli», Josef Ollig, und dessen Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus vorgelegt. Die Wissenschaftler betonten allerdings, keine Handlungsanweisung zu geben, wie die Club-Verantwortlichen mit dem Lied künftig umgehen sollen.

Nachdem Olligs Verstrickung in das NS-System bekanntgeworden war, hatte der Verein Mitte Februar beim Heimspiel gegen den SC Freiburg zum ersten Mal seit 20 Jahren und bis zum Saisonende auf die das Lied als Hymne verzichtet. Dies war von einem Teil der Fans kritisiert worden. Der Journalist Ollig hatte den Text zu «Das Herz von St. Pauli» verfasst. Das Lied wurde in den 50er Jahren veröffentlicht und unter anderem von Hans Albers im gleichnamigen Film (1957) gesungen.

Das fast 60 Seiten umfassende Gutachten verfassten Politik- und Medienwissenschaftlerin Celina Albertz vom FC St. Pauli-Museum und der Historiker Peter Römer vom Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster. Ihre Arbeit durch die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte fachlich geprüft.

In der Stellungnahme der Stiftung wurde deutlich herausgestellt, dass Ollig sowohl vor dem Krieg als auch als Kriegsberichterstatter «deutlich das NS-System» unterstützte. In seinen Texten habe er «rassistische Feindbilder» konstruiert und «die Einheit der 'Volksgemeinschaft'» beschworen. Ob dies aus Karrierismus oder aus Überzeugung geschah, werde sich nicht abschließend klären lassen, hieß es weiter.

Deutlich hervorgehoben wird in dem Gutachten laut Stiftungs-Stellungnahme, «dass Ollig bereits am Ende der Weimarer Republik in wichtiger Funktion für eine republikfeindliche Hamburger Zeitung tätig war, die ab 1930 offen die NSDAP unterstützte».

Auch sei eindeutig nachgewiesen worden, dass der 1906 geborene Ollig «in seinem Entnazifizierungsverfahren durch Auslassungen und Lügen seine Redaktionstätigkeit während der NS-Zeit als unpolitisch darzustellen versuchte». Am kommenden Mittwoch soll das Gutachten bei einer Veranstaltung im Millerntor-Stadion vorgestellt und diskutiert werden.

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