30. Juli 2025 – dpa
Schleswig-Holstein produziert rechnerisch mehr Öko-Strom als das Land braucht. Ministerpräsident Günther lobt den Norden - und meint damit nicht nur das eigene Bundesland.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hat vor einem Nachlassen beim Klimaschutz gewarnt. «Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist viel geregelt, das mich weiter auf Vorfahrt für erneuerbare Energien hoffen lässt», sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Deutschland braucht weiterhin ehrgeizige Ausbauziele.»
«Auch der frühere Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat in seiner Kraftwerksstrategie nicht in Abrede gestellt, dass wir neben dem Ausbau von Wind-, Solarenergie und Co. für eine Übergangszeit zusätzlich auf Gaskraftwerke setzen müssen», sagte Günther.
«Wir dürfen aber auch die mögliche Umstellung der Kraftwerke auf grünes Gas nicht ausblenden», sagte Günther. Das erst vor wenigen Jahren ans Netz gegangene Kieler Gaskraftwerk soll bis spätestens Mitte der 2030er Jahre auf Wasserstoffbetrieb umgestellt werden. «Wir müssen bei der Kraftwerksstrategie mitdenken, dass wir nicht dauerhaft wirklich auf Gas angewiesen sind, sondern bereits eine Importinfrastruktur für Flüssiggas (LNG) besteht und mittelfristig eine eigene Produktion für grünen Wasserstoff aufgebaut werden kann.»
«Schleswig-Holstein will bis 2040 klimaneutrales Industrieland werden. Wir wollen beweisen, dass man mit erneuerbaren Energien dauerhaft Wohlstandseffekte erzielen kann», sagte Günther. Bei diesem Vorhaben setze die schwarz-grüne Landesregierung auch auf Unterstützung der Bundesregierung. «Ein sorgsamer Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen und wirtschaftlicher Erfolg sind kein Widerspruch. Wir wollen zeigen, dass beides zusammen funktioniert.»
«Es ist kein Zufall, dass der Norden im Wirtschaftswachstum plötzlich vorne ist - auf den ersten drei Plätzen stehen Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein», sagte Günther. «Wir haben den Hebel in die richtige Richtung gestellt in den letzten Jahren und ich bin sicher, dass der Kurs in den kommenden Jahren erfolgreich bleiben wird.»
Günther warnte aber davor, sich nur auf den Ausbau von Wind- und Solarkraft zu konzentrieren. «Ich bin kein Fan davon, sich ausschließlich auf eine Sache zu fokussieren.» Zwar erzeuge das nördlichste Bundesland rechnerisch mittlerweile fast 200 Prozent des eigenen Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien. «Das ist schon unser Pfund. Aber natürlich haben wir auch weitere Stärken.»
«Die weltpolitischen Veränderungen sind absolut herausfordernd. Unser Land spielt eine wichtige militärstrategische Rolle zwischen Nord- und Ostsee», sagte Günther. «Aber es entstehen auch neue Chancen für Schleswig-Holstein, die wir nutzen werden. Ich spreche hier zum Beispiel von beschleunigten Verkehrs- und Infrastrukturprojekten, von unserer wehrtechnischen Industrie oder davon, dass wir unsere Energieversorgung weiter unabhängig machen, indem wir an unserem Kurs, auf die Erneuerbaren zu setzen, festhalten.»