21. November 2025 – dpa
Judith Schalansky wird für ihre literarische Vielseitigkeit mit dem Hamburger Lessing-Preis 2025 ausgezeichnet. Das Stipendium des Lessing-Preises wiederum geht an die Schriftstellerin Anja Kampmann.
Die Schriftstellerin Judith Schalansky erhält den Lessing-Preis 2025 der Hansestadt Hamburg. Schalansky verbinde literarische Präzision mit einer unverwechselbaren ästhetischen Handschrift, begründete Kultursenator Carsten Brosda (SPD) die Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Preises an die 45-jährige Autorin. Ihre Bücher seien stets Gesamtkunstwerke.
«Die Ehrung mit einem der wichtigsten Literaturpreise Hamburgs spiegelt die große literarische Bedeutung einer der meistübersetzten Autorinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur wider», betonte Brosda. Übergeben wird der Preis bei einer festlichen Matinee am 25. Januar 2026 im Thalia Theater.
Das mit 10.000 Euro dotierte Stipendium des Lessing-Preises wiederum geht an die Schriftstellerin Anja Kampmann, die sich souverän in verschiedenen literarischen Formen bewege, sagte Brosda. «Mit großer poetischer Klarheit richtet sie ihren Blick auf gesellschaftliche Fragen und auf Menschen, die sonst oft unsichtbar bleiben.»
In der Preisbegründung für den Lessing-Preis heißt es: «Judith Schalansky ist dem enzyklopädischen Verständnis von Aufklärung verpflichtet – als Schriftstellerin gerade auch in ihrer Vielseitigkeit, die der von Gotthold Ephraim Lessings nicht nachsteht.» Sie beherrsche die unterschiedlichsten literarischen Formen in Vollendung.
Schalansky studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign in Potsdam und Berlin, wo sie den Angaben zufolge bis heute lebt. Sie ist Mitgründerin des Verbandes PEN Berlin und feierte 2008 ihr Debüt als Schriftstellerin mit dem Roman «Blau steht dir nicht». Seitdem hat sie als eigenständige Gestalterin ihrer Bücher sowohl zahlreiche Design- als auch literarische Preise erhalten.
Als gebürtige Greifswälderin weise Schalansky eine spezifische Neugier für die deutsch-deutsche Vergangenheit sowie eine aus der Tradition der alten Hafenstadt resultierende Weltoffenheit auf. 2019 war sie mit Karl Ove Knausgård Poetik-Dozentin an der Universität Tübingen und ist Teil der Akademie der Wissenschaften sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Die 42 Jahre alte Autorin Kampmann spürt nach Ansicht der Jury in ihrem stilistisch vielfältigen Werk der Frage nach, was wir verlieren können, wenn wir uns den Herausforderungen und Bedrohungen der Gegenwart nicht stellen. Auch wenn Kampmann in Leipzig lebe, sei Hamburg nicht nur ihre Geburtsstadt, sondern ein zentraler Ort in ihrem künstlerischen Werk, etwa in ihrer Auseinandersetzung mit dem Hamburger NS-Gauleiter Karl Kaufmann in ihrem Gedicht «duvenstedter brook».
Kampmann studierte an der Universität Hamburg und dem Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Seit 2006 nehme sie regelmäßig an internationalen Literaturfestivals teil und erscheine mit Lyrik und Prosa in diversen Zeitschriften und Anthologien. 2016 veröffentlichte sie ihr Lyrikdebüt «Proben von Stein und Licht» sowie 2018 den preisgekrönten Roman «Wie hoch die Wasser steigen». Seit vergangenem Jahr ist sie Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Der 1929 vom Hamburger Senat anlässlich des 200. Geburtstages von Gotthold Ephraim Lessing gestiftete Preis wird alle vier Jahre vergeben. Preisträgerinnen und Preisträger waren unter anderem Hannah Arendt, Walter Jens, Max Horkheimer, Jan Philipp Reemtsma, Nino Haratischwili und zuletzt 2021 der Schriftsteller Uwe Timm.