19. September 2025 – dpa
Die Umstellung auf eine Open-Source-Lösung verursacht Softwareprobleme bei der Landesverwaltung. Kritik von Polizei und Justiz lässt nicht lange auf sich warten und führt zu einer Entschuldigung.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisiert das Chaos, das die Umstellung des E-Mail-Programms in der Landesverwaltung Schleswig-Holsteins auf eine Open-Source-Lösung verursacht hat. «Man weiß nicht ob Informationen angekommen sind», sagte Torsten Jäger, Vorsitzender des Landesverbandes der GdP. Die Migration sei eine «wirklich desaströse Umsetzung».
Das Ziel, digitale Souveränität zu stärken, die Abhängigkeit von großen IT-Konzernen zu verringern und den Landeshaushalt zu entlasten, hält die Gewerkschaft für nachvollziehbar. Dennoch hätte man das Programm langsamer einführen und vorher verbessern müssen, erklärte Jäger. Er befürchtet, dass wichtige und dringende Informationen bei der Polizei dadurch verloren gehen.
Nicht nur bei der Polizei sorgte die Umstellung für Unsicherheit – auch in der Justiz regte sich Widerstand. Schleswig-Holsteins Gerichtspräsidenten und der Generalstaatsanwalt warnten in einem Brief an Digitalisierungsminister Dirk Schrödter (CDU) vor einer «massiven Beeinträchtigung der Gerichte», wie mehrere Medien berichteten.
Schrödter sah sich daraufhin gezwungen, sich in einem Schreiben an die Mitarbeitenden der Landesbehörden zu entschuldigen. «Mir ist bewusst, dass eine solche Umstellung keine Kleinigkeit ist», schrieb er und räumte ein, dass sie Zeit, Kraft und Nerven gekostet habe.
Er dankte den Mitarbeitenden «von Herzen – für ihre Geduld, ihre Flexibilität und ihr Verständnis». Am Ende der Umstellung sollen über 40.000 Postfächer übertragen sein. Laut Schrödters Brief seien bisher etwa 35.000 bereits geschafft.
Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack zeigte sich zuversichtlich, dass das System am Ende gut funktionieren wird, und appellierte an die Gelassenheit. «Ich weiß, dass das schwierig ist, weil die einzelne Mitarbeiterin, der einzelne Mitarbeiter ziemlich genervt ist», sagte die CDU-Politikerin.
Die Entscheidung zur Umstellung sei richtig gewesen, auch wenn es dabei zu Problemen komme. Sie schlug vor, in fünf bis sechs Monaten rückblickend zu bewerten, wie die Umsetzung verlaufen ist.