30. April 2025 – dpa
Alt und marode war das Kohlekraftwerk Moorburg noch längst nicht, als der Abriss begann. Die Sprengung eines Kesselhauses missglückte. Nun hat ein zweiter Versuch geklappt.
Im zweiten Anlauf ist ein Kesselhaus des ehemaligen Steinkohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg gesprengt worden. Es sei «erfolgreich durch eine Sprengung zu Boden gebracht» worden, teilten die Hamburger Energiewerke mit. Eigentlich sollte das Kesselhaus bereits am 23. März zum Einsturz gebracht werden. Doch damals glückte die Sprengung nur beim ersten Kesselhaus.
Für die Vorbereitung der neuen Sprengung sei ein ferngesteuerter Bagger eingesetzt worden, erklärten die Hamburger Energiewerke. Dadurch sei eine geringere Menge an Sprengstoff erforderlich gewesen. Die Sicherheitszone war diesmal sehr viel kleiner als bei der Aktion im März. Pendler und Anwohner waren nicht betroffen, lediglich die Straße Moorburger Schanze wurde gesperrt.
Der Doppelkamin des Kraftwerks war bereits am 10. November vergangenen Jahres gesprengt worden. Die Anlage wird seit Ende 2023 abgerissen. Der Rückbau soll nach früheren Angaben der Energiewerke Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein.
Dann soll auf dem Gelände eine Infrastruktur für grünen Wasserstoff entstehen. Geplant ist der Bau eines Elektrolyseurs, einer Anlage, die aus umweltfreundlich erzeugtem Strom Wasserstoff herstellt. Dieser soll von 2027 an grünen Wasserstoff produzieren. Er soll zunächst eine Leistung von 100 Megawatt haben und später auf 800 Megawatt ausgebaut werden. Zu den Kosten für den Kraftwerksabriss und den Umbau für die neue Anlage in Moorburg äußerte sich der Senat bislang nicht.
Bis zu seiner Stilllegung im Jahr 2021 war Moorburg eines der modernsten und effizientesten Steinkohlekraftwerke in Deutschland gewesen. Der Bau hatte drei Milliarden Euro gekostet, die Anlage war nur sechseinhalb Jahre in Betrieb. Es konnte mit seinen zwei Blöcken mit jeweils 827 Megawatt Leistung elf Millionen Megawattstunden Strom im Jahr erzeugen. Das entspricht fast dem gesamten Strombedarf der Hansestadt.
Der Wirkungsgrad wurde bei der Inbetriebnahme mit 46,5 Prozent angegeben, deutlich über dem damaligen bundesweiten Durchschnitt von 38 Prozent. Ursprünglich war die Nutzung der Abwärme geplant gewesen, das hätte den Wirkungsgrad von Moorburg auf 60 Prozent gesteigert. Doch den Plan einer Fernwärmeleitung von Moorburg in den Hamburger Westen hatte der Betreiber Vattenfall nach Protesten und Gerichtsentscheidungen aufgeben müssen.
Auch nach der Stilllegung des Kraftwerks kommen fast drei Viertel der Hamburger Stromproduktion aus fossilen Quellen. Nach jüngsten Zahlen des Statistikamtes Nord wurden im Jahr 2023 rund 2,2 Millionen Megawattstunden Strom generiert, 73,3 Prozent davon mit fossilen Energieträgern wie Erdgas und Kohle. In ihrem neuen Koalitionsvertrag haben SPD und Grüne ihr Ziel bekräftigt bis spätestens 2030 vollständig aus der Kohle auszusteigen.