19. Juni 2025 – dpa

Straftaten im Nachtleben

«What the Fear»: Kiez-Clubs starten Projekt gegen Übergriffe

Beleidigungen, queerfeindliche oder rassistische Angriffe und sexualisierte Übergriffe - das erleben Menschen immer wieder, wenn sie nachts auf der Reeperbahn unterwegs sind. Clubs wollen das ändern.

Damit sich Menschen auf der Reeperbahn nachts sicherer und wohler fühlen, haben mehrere Clubs, Bars und Theater das Projekt «WTF -What the Fear» ins Leben gerufen, das gegen Gewalt und Diskriminierung helfen soll. Denn die Reeperbahn sei weit davon entfernt, ein sicherer und inklusiver Ort zu sein, sagte Projektkoordinatorin Anna Lafrentz vom Clubkombinat Hamburg. «Sie ist ein Brennpunkt für Gewalt. Verbale Anfeindungen, rassistische und sexistische Grenzverletzungen, Machtmissbrauch und extrem rechten Angriffen - wir haben hier rund um die Reeperbahn alles.»

Das Projekt «WTF - What the Fear» will diese Übergriffe und die Ängste davor sichtbar machen, ein Bewusstsein dafür schaffen und Betroffene stärken. Dreh- und Angelpunkt dafür sind ein gläserner Container am Spielbudenplatz und eine 90 Meter lange Bauzaun-Fassade. Der Container werde in den kommenden Wochen in den Abendstunden geöffnet sein. Darin gibt es donnerstags bis sonntags nicht nur Informationen und Gespräche; die Besuchenden sollen auch zum Nachdenken angeregt werden.

In den sechs Wochen sollen zudem viele Daten über Angriffe und Grenzüberschreitungen gesammelt werden. Das sei über eine speziell eingerichtete Meldestelle im Container und online anonym möglich. Da sollen Zeugen- und Betroffenen-Berichte aus der Praxis gesammelt werden. «Ich glaube, dass wir daraus sehr viele Erkenntnisse gewinnen werden», sagte Lafrentz weiter. Die Daten sollen im Herbst ausgewertet werden. Die Erkenntnisse daraus sollen helfen, Schutz- und Präventionsstrategien für die Zukunft entwickeln zu können. Die große Vision sei ein ganzheitliches Schutzkonzept.

Zusätzlich zu dem Angebot im gläsernen Container werden die Menschen auf dem Kiez aber auch durch die 90 Meter lange Bauzaun-Fassade mit dem Thema Gewalt und Diskriminierung im Nachtleben konfrontiert. «Das ist nicht witzig, das ist beleidigend!», «Ja, ich bin behindert. Nein, ich brauche keine ungefragte Hilfe» oder «Ich habe Nein gesagt!» ist daraus beispielsweise zu lesen.

Das Clubkombinat hat sich des Themas angenommen, weil der Wunsch nach Sicherheit eben nicht an der Clubtür ende. «Wir haben 930 Meter voller Nachtleben. Jedes Wochenende kommen durchschnittlich 50.000 Menschen. Das macht uns natürlich zu einem international bekannten Nachtviertel.» Wer sich für Live- und Clubkultur einsetzt, der müsse den öffentlichen Raum mitdenken. «WTF - What the Fear» läuft zunächst bis zum 3. August.

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