01. Juli 2025 – dpa
Bis zum Mauerfall wurden im Nordosten jedes Jahr mehr Kinder geboren als Menschen starben. Inzwischen gibt es zweieinhalbmal so viele Sterbefälle wie Geburten - Zuzüge können das nicht ausgleichen.
Obwohl Mecklenburg-Vorpommern auch im Vorjahr mehr Zu- als Fortzüge verzeichnete, ist die Einwohnerzahl erneut gesunken. Wie das Statistische Amt in Schwerin mitteilte, lebten Ende 2024 insgesamt 1.573.897 Menschen im Nordosten. Das waren 4.444 (0,3 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor. Während die beiden kreisfreien Städte Rostock und Schwerin leichte Zuwächse verzeichneten, verloren ländliche Regionen weiter Einwohner.
Als Grund für die insgesamt weiter sinkende Bevölkerungszahl nannte das Amt den erneuten Rückgang der Geburten bei nahezu gleichgebliebenen Sterbefällen. So wurden im Jahr 2024 in Mecklenburg-Vorpommern 9.157 Kinder lebend geboren, 514 Kinder weniger als im Vorjahr. Nur 1994 hatte es infolge der Massenabwanderung junger Frauen nach dem Mauerfall mit 8.934 noch weniger Geburten gegeben. 1990 waren im Nordosten noch 23.500 Kinder zur Welt gekommen, 1980 rund 33.100.
2024 starben in Mecklenburg-Vorpommern 23.927 Menschen und damit 78 weniger als 2023. Die Differenz zwischen Sterbefällen und Geburten war mit 14.770 höher als der sogenannte Wanderungsgewinn infolge von Zuzügen.
Nach Angaben des Statistikamtes verlegten im Vorjahr 47.514 Menschen ihren Hauptwohnsitz nach Mecklenburg-Vorpommern, während 36.809 Personen in ein anderes Bundesland oder ins Ausland zogen. Das Plus fiel mit 10.705 allerdings um ein Drittel geringer aus als im Vorjahr mit 16.090. Rechnerische Differenz von Geburten- und Wanderungssaldo ergeben sich laut Statistikamt aus Korrekturen der Standesämter und Meldebehörden.
Die Zahl der Einwohner ist für Land, Kreise und Kommunen mitentscheidend für die Zuweisung von öffentlichen Mitteln. Der Zensus - früher Volkszählung genannt - hatte zum Stichtag 15. Mai 2022 für Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 1.571.239 Einwohner ergeben. Das waren etwa 56.000 weniger, als nach den Daten der Meldeämter zu erwarten gewesen wäre.
Das Ergebnis des Zensus ist umstritten. Zahlreiche Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern klagten deshalb gegen die aus ihrer Sicht zu gering bemessenen Einwohnerzahlen, da ihnen dadurch finanzielle Einbußen erwachsen. Als Gründe für die Differenz wurden unter anderem unterbliebene Abmeldungen bei Auswanderung ins Ausland, fehlende Ummeldungen von Studenten oder die Umwidmung von Wohnungen in Ferienwohnungen genannt.