16. Dezember 2023 – dpa

Ausstellungen

Bildhauerin und Marx-Urenkelin zeigt Skulpturen in Rostock

Als «eingefrorene Endlichkeit», so charakterisiert Anna Bogouchevskaia ihre Wasserfall-Skulpturen, die den einen Moment des stürzenden Wassers festhalten. Zu sehen in der Kunsthalle Rostock.

Die deutsch-russische Bildhauerin und Karl-Marx-Urenkelin Anna Bogouchevskaia stellt über 100 Werke in der Kunsthalle Rostock aus. «Fallen Falls» (Gefallene Fälle) heißt ihre Überblicksschau, die am Samstagabend eröffnet wurde. Skulpturen als Denkmale für 20 weltweit namhafte Wasserfälle, die zugleich als Mahnmal einer untergehenden Welt verstanden werden können. «Letztlich zeigen meine Werke eingefrorene Endlichkeit», sagte die Künstlerin, die Anfang der 1990er Jahre aus Russland nach Berlin übersiedelte.

Die Besucher werden in einem Parcours durch sechs Ausstellungsräume geführt. Nach anfänglicher Dunkelheit werden die Wände in Grautönen stufenweise immer heller bis zum Schluss fast ein Weißton vorherrscht. Neben den Neusilber-Skulpturen der Künstlerin sind zahlreiche Modell-Skizzen und Zeichnungen sowie Bogouchevskaias Frühwerk in der Auseinandersetzung mit den Werken des französisch-russischen Künstlers Marc Chagall (1887-1985) zu sehen. Auch mit diesem Künstler war ihre Familie verbunden.

Die Arbeiten Bogouchevskaias seien auch verbunden mit einem indirekten politischen Statement, das sicherlich auch eine Kritik am heutigen Turbokapitalismus sei, sagte der Kurator der Ausstellung, Sebastian Strenger. Sie trete ein für einen anderen und nachhaltigeren Umgang mit der Umwelt. Ihre Skulpturen zeigen neben Wasserfällen aus China oder Venezuela auch den Wasserfall Sete-Quedas an der Grenze Brasiliens zu Paraguay, der in den 1980er Jahren wegen eines riesigen Staudammprojektes geflutet wurde.

Wasserfälle seien seit Jahrhunderten bekannt, auch durch historische Wiedergaben auf Bildern oder Fotos. «Aber erst in der Zeit unserer heutigen Zivilisation scheint ihr Überleben auf dem Spiel zu stehen», so Bogouchevskaia. Kunst könne Anstoß für einen gesellschaftlichen Diskurs geben, zugleich eine wunderschöne Erinnerung und in der Bronzeskulptur auch ein Ewigkeitssymbol sein.

Dem Thema Wasser bleibt die 57-Jährige auch in einem weiteren Raum treu, wo zwölf makroskopisch dargestellte Tropfen-Skulpturen im Moment ihres Aufschlags auf eine Wasserfläche zu sehen sind. Die Inspiration zu den Werken fand die Künstlerin durch den in der Ausstellung gezeigten französischen Film «Mikrocosmos», dessen Tonspur den Besucher schon vom ersten Raum an mit Geräuschen von Grillenzirpen, Gewittern und Wasserplätschern empfängt.

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