28. August 2025 – dpa

Schiffbau

Kreuzfahrtschiff «Disney Adventure» vor Abschied aus Wismar

Gemessen an der Zahl der Passagiere gehört das neue Kreuzfahrtschiff «Disney Adventure» zu den Top Ten weltweit. Nach turbulenten Zeiten und mit mehrjähriger Verzögerung verlässt das Schiff Wismar.

Das größte in Wismar je gebaute Schiff, die «Disney Adventure», steht kurz vor ihrem Abschied aus der Hansestadt. Doch wird das Kreuzfahrtschiff wohl nicht schon an diesem Wochenende die Werft verlassen, wie zunächst spekuliert wurde. Die zuständigen Stellen seien darüber informiert worden, dass sich das Auslaufen verzögert, hieß es am Donnerstag von der Wasserschutzpolizei.

Ein konkreter Termin wurde demnach nicht mitgeteilt. Weder die Werft noch der Schiffseigner, die in den USA ansässige Disney Cruise Line, äußern sich bislang zu den Plänen. Medienberichten zufolge könnte nun der frühe Montagmorgen ins Auge gefasst werden. Bestätigtes Ziel der Reederei ist es, dass die «Disney Adventure» nach erfolgreichen Testfahrten und mehreren Zwischenstopps ab dem 15. Dezember 2025 von Singapur aus mit Passagieren an Bord zu Mehrtagesreisen auslaufen wird.

Der Baubeginn des Ozeanriesen im März 2018 war als Aufbruch in eine verheißungsvolle neue Ära des Schiffbaus in Mecklenburg-Vorpommern groß gefeiert worden. Nach mehreren Pleiten schienen die Werften mit dem Bau von Kreuzlinern auf Jahrzehnte hin ausgesorgt zu haben. Doch der Zusammenbruch der weltweiten Kreuzschifffahrt infolge der Corona-Pandemie ließ schließlich alle Blütenträume platzen. Die MV-Werften und ihr Eigner und Auftraggeber Genting Hongkong meldeten 2022 Insolvenz an.

Lange stand die Fertigstellung des 342 Meter langen und 46 Meter breiten Schiffes infrage, das ursprünglich 9.500 Passagiere und etwa 2.000 Crewmitglieder aufnehmen sollte. Mit dem Disney-Konzern, der selbst eine Kreuzfahrt-Reederei unterhält, fand sich dann doch ein Interessent, der das ursprünglich unter der Bezeichnung «Global One» (später «Global Dream») firmierende Schiff fertig bauen und nach eigenen Wünschen umgestalten ließ.

Die Disney Cruise Line, ein Tochterunternehmen der US-amerikanischen Walt Disney Company, hatte das zu etwa zwei Dritteln fertiggestellte Schiff Ende 2022 aus der Konkursmasse für einen Bruchteil der veranschlagten Baukosten von mehr als einer Milliarde Euro übernommen. Unbestätigten Informationen zufolge zahlte der neue Eigner 40 Millionen Euro, investierte aber ein Vielfaches in den Umbau und die Anpassung an US-amerikanische Standards. Statt der zuvor geplanten 9.500 sollen nun noch etwa 6.700 Passagiere an Bord Platz finden. Doch gibt es weltweit nur wenige Schiffe, die mehr Fahrgäste aufnehmen können.

Mit Umbau und Fertigstellung des Schiffes wurde die Meyer-Werft beauftragt, die mit ihrem Hauptsitz im niedersächsischen Papenburg zu den weltweit führenden Herstellern von Kreuzfahrtschiffen zählt. Sie stellte dafür auch Schiffbauer der früheren MV-Werften ein und bewahrte sie so vor drohender Arbeitslosigkeit. Doch kamen auch ausländische Arbeitskräfte zum Einsatz, die über Subunternehmen tätig wurden, Medienberichten zufolge zum Teil zu fragwürdigen Bedingungen. Die Werft in Wismar gehört seit Mitte 2022 zum Kieler Rüstungsunternehmen Thyssenkrupp-Marine-Systems (TKMS), das dort künftig unter anderem auch U-Boote bauen will.

Das Angebot an Bord richtet sich vor allem an Familien, wie der Blick auf die Internetpräsentation der Reederei zeigt. Über das Oberdeck der «Disney Adventure» winden sich die Gleise einer Achterbahn. Am Heck sind Wasserrutschen installiert. Themenräume, Fahrsimulatoren und Kinos sorgen zudem für ein breites Freizeitangebot und Bühnenprogramme für Unterhaltung. Neben den Familien-Kabinen gibt es den Bildern zufolge für betuchtere Reisegäste auch luxuriöse Unterkünfte mit viel Platz und Meerblick.

Wenn das Wetter es zulässt - wegen der engen Fahrrinne könnte der Wind bei dem großflächigen Schiff zum Problem werden - verlässt die «Disney Adventure» voraussichtlich am Samstag die Werft in Wismar. Medienberichten zufolge nimmt das Schiff dann zunächst Kurs auf Mukran an der Ostküste Rügens, um Treibstoff zu bunkern. Danach sind demnach Testfahrten geplant, bevor die Reise nach Zwischenstopps in Bremerhaven Richtung USA zur möglichen Schiffstaufe und dann weiter nach Fernost geht. Heimathafen der «Disney Adventure» soll dem Vernehmen nach zunächst bis 2030 Singapur werden.

Für das Auslaufen des Kreuzliners aus Wismar sind umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen erforderlich. So ist davon auszugehen, dass zu dieser Zeit weder Sportboote noch Fahrgastschiffe in der Ausfahrt zur Wismarbucht verkehren dürfen. Allerdings hatte das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee bis Mittwochabend noch keine entsprechende Anordnung veröffentlicht. Dies muss Behördenangaben zufolge spätestens mit 48-stündigem Vorlauf geschehen. Wasserschutzpolizei und Hafenverantwortliche haben sich nach eigenen Angaben aber bereits vorsorglich darauf eingestellt. Schaulustige werden das Auslaufen der «Disney Adventure» nur aus gebührender Entfernung vom Ufer aus verfolgen können.

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