22. Mai 2025 – dpa
Mit Schlägen und Todesdrohungen sollen drei Männer einen 33-Jährigen dazu gebracht haben, ein Geldversteck zu verraten. Nun stehen zwei von ihnen und eine Frau in Hamburg vor Gericht.
Mit Schlägen und Todesdrohungen sollen drei Männer und eine Frau 35.000 Euro von einem Mann aus Schleswig-Holstein erpresst haben. Jetzt hat am Landgericht Hamburg ein Prozess wegen erpresserischen Menschenraubes begonnen. Die beiden Hauptangeklagten im Alter von 39 und 35 Jahren sollen den Mann misshandelt und mit dem Tode bedroht haben, um ihn zur Herausgabe von Geld zu zwingen. Eine 37-Jährige ist wegen Beihilfe angeklagt.
Die Frau soll den 33-Jährigen, den sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft kannte, am 1. Juli vergangenen Jahres in ihre Wohnung in Hamburg-Bergedorf gelockt haben. Dort warteten die beiden Hauptangeklagten und ein unbekannter Mittäter im Wohnzimmer. Sie setzten den 33-Jährigen auf einen Plastikstuhl, zogen ihm Schuhe und Socken aus und fesselten ihn an Armen und Beinen mit Kabelbindern.
Der unbekannte Mittäter soll mindestens 150.000 Euro von dem Mann gefordert haben. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, schlugen sie ihm laut Anklage ins Gesicht und auf die Beine. Sie drohten, ihm die Finger abzuschneiden, ihn mit einem Feuerzeug zu verbrennen oder ihn totzuprügeln. Der 39-jährige Angeklagte soll dem Mann eine Schusswaffe gezeigt und gedroht haben, ihn zu erschießen. Einer der Beschuldigten soll gesagt haben, er werde ihm ein Ohr abschneiden. Als er ein Cuttermesser nahm und das Ohr umdrehte, schrie der 33-Jährige, woraufhin ihm die Angeklagten den Mund zuklebten.
Schließlich gab der 33-Jährige ein Geldversteck in seinem Haus in Kuddewörde bei Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) preis. Der 35-Jährige und der unbekannte Mittäter sollen zu dem Haus gefahren sein und 35.000 Euro aus dem Versteck geholt haben. Die Männer nahmen sich einen Autoschlüssel und fuhren mit dem Wagen des Opfers davon.
Der 33-Jährige habe die Tat erst zwei bis drei Tage später angezeigt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Er und die Angeklagten hätten sich gekannt. Nach Ermittlungen der Polizei wurden zwei Haftbefehle erlassen. Ende Juli und im August nahm die Polizei die beiden Hauptangeklagten fest. Bei der Durchsuchung der Wohnung des 39-Jährigen in Bergedorf fanden die Beamten einen Dolch und ein Butterflymesser. Gegen den in Tschetschenien geborenen Mann mit russischer Staatsbürgerschaft bestand bereits ein Waffenverbot.
Die Vorwürfe gegen ihn und den 35-jährigen Deutschen lauten auf gemeinschaftlichen erpresserischen Menschenraub in Tateinheit mit besonders schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung. Ihnen drohen nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens fünf Jahre Haft. Die wegen Beihilfe angeklagte Frau befindet sich auf freiem Fuß. Alle drei Beschuldigten wollten sich nach Verlesung der Anklage nicht zu den Vorwürfen äußern. «Mein Mandant wird sich schweigend verteidigen», sagte der Verteidiger des 39-Jährigen.
Die Angeklagten sind nach Angaben einer Gerichtssprecherin vorbestraft, die beiden Männer sogar mehrfach. Der 39-Jährige sei unter anderem 2021 wegen des unerlaubten Führens einer halbautomatischen Kurzwaffe und Besitzes von Schusswaffenmunition zu einer Haftstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt worden.
Der deutsche Angeklagte hat eine lange Strafakte. Verurteilt wurde er unter anderem wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung in Tateinheit mit erpresserischem Menschenraub, gefährlicher Körperverletzung, besonders schwereren Raubes und Nötigung. Zuletzt hatte er im September 2023 wegen Hehlerei eine Haftstrafe bekommen. Er stehe unter laufender Führungsaufsicht, erklärte die Gerichtssprecherin. Die 37-jährige Angeklagte ist den Angaben zufolge vorwiegend wegen Betrugs vorbestraft.
Das Gericht hat zehn weitere Verhandlungstermine bis zum 20. August angesetzt. Beim nächsten Termin am 3. Juni will die Strafkammer das 33-jährige Opfer als Zeugen hören.